Erich-Frank-Gesellschaft
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Nachruf: Die Erich-Frank-Gesellschaft trauert um Prof. Terzioglu

21.09.2013

Liebe Mitglieder der Erich-Frank-Gesellschaft,

wir haben Ihnen die traurige Mitteilung zu übermitteln, dass unser Kollege und Freund Prof. Arslan Terzioglu am 21.09.2013 in Istanbul verstorben ist.
Arslan Terzioglu, der seine gesamte Berufsausbildung in Deutschland durchlaufen hat, schließlich über 20 Jahre Vorstand des Instituts für Geschichte der Medizin und Zahnmedizin an der Medizinischen Fakultät in Istanbul war, hat sich als interkulturelles Bindeglied unschätzbare und unvergessliche Verdienste um die bilateralen Beziehungen zwischen der Medizinischen Fakultät Istanbul und der Medizinischen Fakultät der LMU München erworben.

Terzioglu wurde am 10. Mai 1937 in Sungurlu/ Türkei geboren. Seine Gymnasialzeit hat er in Ankara absolviert, wo er 1955 die Reifeprüfung mit Auszeichnung bestand. Unmittelbar danach ging er nach Deutschland um zunächst am Goethe-Institut in Stuttgart die deutsche Sprache zu erlernen. Von 1956 bis 1963 widmete er sich an der Technischen Universität Berlin zunächst dem Architekturstudium, was er mit dem Diplom-Hauptexamen abschloss. Nebenbei hat er 1959 bis 1965 an der Freien Uni-versität Berlin Medizin studiert, um sich danach als Krankenhausplaner und Medizinhistoriker betätigen zu können. Von 1963 bis 1969 war er zunächst Krankenhausplaner für Westberliner Krankenhäuser. Anschließend wechselte er 1969 an das Institut für Geschichte der Medizin der Freien Universität Berlin, das von Prof. Heinz Goerke geleitet wurde. Goerke hatte schon von 1962 bis 1970 partnerschaftliche Beziehungen zur Medizinischen Fakultät der Istanbuler Universität aufgebaut. An den jeweiligen Partnereinrichtungen fanden jährliche „Istanbuler“ bzw. „Berliner“ Wochen statt. Nach dem Wechsel von Heinz Goerke auf den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin an der der Medizinischen Fakultät der LMU München wechselte auch Arslan Terzioglu an die Universität München, wo er sich schließlich als Schüler von Heinz Goerke, den er zumindest extern immer „Pascha“ nannte, 1976 für Geschichte der Medizin habilitierte.

Die in Berlin begonnenen Kontakte zwischen Goerke und seinen Partnern auf der Istanbuler Seite wurden nun in München fortgesetzt. Hier fanden ebenso wie in Istanbul mehrere bilaterale Symposien statt, die Arslan Terzioglu wesentlich mitgestaltete. 1980 wurde schließlich in Istanbul die Kommission für Türkisch-Deutsche Beziehungen (TATIK) im Wesentlichen auch unter dem Einfluss von Arslan Terzioglu gegründet, der 1979 den Ruf auf den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin und Zahnmedizin an der Medizinischen Fakultät Istanbul erhalten hatte. Die Beziehungen zu Deutschland rissen auch im persönlichen Bereich nicht ab, da ein Teil seiner Familie nach wie vor in Berlin lebte. Von seinen zwei Kindern studierte schließlich eine Tochter Medizin in Deutschland. Mittlerweile ist sie als Gynäkologin in Nürnberg niedergelassen.

Nach den zahlreichen Treffen zwischen den Münchner und Istanbuler Professoren der Medizinischen Fakultäten folgte schließlich 1984 von Münchner Seite die Grün-dung der Erich-Frank-Gesellschaft unter dem Generalsekretär Prof. Klaus Peter, dem späteren langjährigen Dekan der Fakultät. Seither ist bis auf ganz wenige Ausnahmen der bilaterale Austausch mit jährlichen wechselweisen Reisen von Delegationen zwischen München und Istanbul beibehalten worden, wobei Arslan Terzioglu die treibende Kraft blieb. Bis zum letzten Treffen im Jahr 2011 in Istanbul war er stets zugegen. Die Zusammenkünfte der Mitglieder der Medizinischen Fakultäten in Istanbul wurden stets mit Akribie von Arslan Terzioglu organisiert, wobei neben wissenschaftlichen Symposien aber auch beeindruckende Führungen durch Kulturstätten in Istanbul von Arslan Terzioglu selbst, sowie die persönlichen Begegnungen unter dem Eindruck des traumhaften Ambiente von Istanbul allen daran teilnehmenden Personen unvergesslich bleiben werden. Schließlich sind durch die wechselseitigen Begegnungen nicht nur zu türkischen Kolleginnen und Kollegen der Istanbuler Fakultät sondern auch innerhalb der Münchner Fakultät viele Freundschaften entstanden.

Dass viele der Begegnungen in Istanbul sowie auch in München Teil von unvergesslichen Erinnerungen geworden sind, haben wir Arslan Terzioglu zu verdanken. Wir werden ihn nicht vergessen.

Für seine Verdienste um die deutsch-türkischen Beziehungen hat Arslan Terzioglu zahlreiche Ehrungen erhalten. Erwähnt werden soll hier nur das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Unsere Teilnahme gilt seiner Frau Ebru sowie seinen Kindern, insbesondere seiner Tochter Neslisah, die wir zusammen mit Frau Terzioglu bei vielen der Treffen begrü-ßen durften. Arslan Terzioglu, der zuletzt bis zu seinem Tod Vizepräsident der Darn-laceze-Stiftung in Istanbul war, hat, wie seine Tochter schreibt, eine 13 Monate alte Enkelin Eykül, die in den letzten 13 Monaten der Sonnenschein ihres Großvaters war.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. D. Reinhardt (Altpräsident)

Prof. Dr. A. Danek (Präsident)

Prof. Dr. Dr. F. Oduncu (Generalsekretär)

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